Pflege

Der Pflegeprozess

Grundlage unserer täglichen Arbeit ist der Pflegeprozess.

 

Pflegeprozess bedeutet, dass Pflege sich jeweils an den Gegebenheiten, Notwendigkeiten und Bedürfnissen des einzelnen Menschen in der jeweiligen Lebensphase ausrichtet. Prozess bedeutet fortschreitend, sich entwickeln und steht im Gegensatz zu starrer, automatisierter Pflege und Betreuung.

 

Der Pflegeprozess ist in der Regel zyklisch und besteht aus sechs sich gegenseitig beeinflussenden Phasen:

Der Pflegeprozess entsteht durch eine systematische, auf die Bedürfnisse orientierte Pflegeplanung.

 

Ein lebendiger Prozess entsteht einerseits durch die menschliche Beziehung zwischen Pflegekraft und dem Menschen (Beziehungsprozess), andererseits durch das Bemühen, Ressourcen zu erhalten, zu fördern und Probleme zu lösen (Handlungsprozess).

 

Ein wichtiger Prozess in diesem Zusammenhang ist der Einzug eines neuen Bewohners in unsere Einrichtung. Wir besuchen den neuen Bewohner – wenn möglich – schon vor Einzug in unsere Einrichtung, entweder im häuslichen Bereich oder noch im Krankenhaus. Bereits zu diesem Zeitpunkt wird ein Beziehungsprozess zwischen dem Mitarbeiter und dem neuen Heimbewohner aufgebaut.

 

Der gesamte Ablauf zum Einzug eines neuen Bewohners findet sich in unserem Qualitätsmanagementhandbuch bei den kundenbezogenen Prozessen.

 

Das Pflegemodell

Wir orientieren uns bei der täglichen Arbeit an dem Pflegemodell der AEDL (Aktivitäten und existentiellen Erfahrungen des Lebens) nach Frau Monika Krohwinkel.

 

Frau Krohwinkel hat die Erhaltung bzw. die Entwicklung von Unabhängigkeit und Wohlbefinden des Menschen zum Ziel.

 

Ihr Modell zeigt die Bedeutung von fähigkeitsorientierter, fördernder Prozesspflege auf, bei der die individuelle Lebensgeschichte und Lebenssituation sowie die Förderung von Fähigkeiten im Mittelpunkt stehen.

 

Dieses Pflegeverständnis entspricht dem in unserem Hause gelebten Verständnis, indem gezielt Fähigkeiten, Ressourcen, Gewohnheiten und Wünsche der Bewohner in den Pflege- und Betreuungsprozess mit eingebunden werden.

 

Beduerfnismodell der Aktivitaeten und existentiellen Erfahrungen des Lebens (AEDL) nach Monika Krohwinkel

1.  Kommunizieren

 

Förderung von Beziehung und Unterstützung der Kommunikation. Die Bewusstseinslage, die Orientierung in Bezug auf Personen, Zeit, Raum, das Erinnerungs- und Konzentrationsvermögen gehören laut Krohwinkel ebenso dazu, wie die Fähigkeit sich mündlich und schriftlich mitzuteilen.

 

Auch Mimik, Gestik, Ausdruck von Gefühlen und das Wahrnehmungsvermögen in Bezug auf das Hören, Sehen und das Gesichtsfeld fallen in den Bereich des Kommunizierens.

 

Darüber hinaus gehört das Verstehen und Erkennen verbaler und schriftlicher Informationen in diesen Bereich. Auch das Wärme-/Kälteempfinden und das Schmerzempfinden sollen in diesem Bereich eingeordnet werden.

Für die Pflegenden gilt es zu überlegen, welche Hilfsmittel zur Kommunikation dem Bewohner zur Verfügung stehen (z. B.: Brille, Hörgerät, Lupe, Schreibhilfe, usw.).

 

2.  Sich bewegen

 

Man fördert die allgemeine Beweglichkeit und gibt Hilfen, zum Beispiel bei Lagewechsel, Aufstehen, Sitzen und Gehen. Laut Krohwinkel gehört dazu die Körperbewegung außerhalb und innerhalb des Bettes. Aufgenommen werden Lähmungen, Spastiken sowie sonstige Bewegungseinschränkungen, auch das Gleichgewicht und Gleichgewichtsstörungen. Der Umgang mit Kontrakturen, Dekubitalgeschwüren und lagerungsbedingten Ödembildungen gehört ebenfalls in diesen Bereich.

 

3.  Vitale Funktionen des Lebens aufrechterhalten

 

Gefördert werden  die Atemfähigkeit, sowie die Kreislauf und Wärmeregulierung. Hierunter zählen auch das Atemverhalten, Husten, Verschleimung, Infekte und Atemnot. Darüber hinaus gehören in diesen Bereich auch die Durchblutung, Blutdruck, Puls, sowie Fieber und Transpiration.

 

4.  Sich pflegen

 

Es geht um die Förderung und Unterstützung der individuellen Körperpflege. Es wird der Hautzustand, die allgemeine Hautpflege und die spezielle Hautpflege beachtet.

 

Hautschäden wie Rötungen, Schwellungen, Allergien werden in diesem Bereich aufgenommen. Es wird beschrieben, in wie weit der Bewohner Hilfe bei der Durchführung der Körperpflege benötigt, bzw. welche Verrichtung er selbständig durchführen kann. Dabei wird zum Beispiel auf Mundpflege, Haar-/ Nasen-/ Intimpflege detailliert eingegangen.

 

5.  Essen und Trinken

 

Unterstützung des Bewohners bei allen individuellen Bedürfnissen und Gewohnheiten in Bezug auf die Nahrungs-/ und Flüssigkeitsaufnahme. Es wird die Menge, der Appetit und das Geschmacksempfinden beachtet. Passierte Kost, Diäten und Sondenkost sind in diesem Bereich aufzunehmen.

 

Auch die Zähne spielen in diesem Zusammenhang eine große Rolle (Zahnstatus, Zustand der Zahnprothese und des Zahnfleisches). Das Kauen und Schlucken (Lippenschluss, Speichelfluss, Wangenmuskulatur) ist zu beachten. Auch die Koordination und die Verträglichkeit von Speisen (Übelkeit, Erbrechen) sind aufzunehmen.

 

Für die Pflege unserer dementen Bewohner bedeutet dies, ihm die Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme durch kontinuierliche, aktivierende Unterstützung so lange es geht selbst zu ermöglichen. Kleinste Ressourcen, werden zum Beispiel durch ein regelmäßiges „Esstraining“ gefördert.

 

6.  Ausscheiden

 

Die Förderung der Kontinenz steht in diesem AEDL im Mittelpunkt. Darüber hinaus werden Hilfsmittel individuell bei Inkontinenz angewendet. Bei der Urinausscheidung geht es um die Menge, Rhythmus sowie Miktionsstörungen, Harnverhalten und Harnwegsinfektionen. Bei der Stuhlausscheidung spielen die Menge, Rhythmus, Obstipation und Diarrhöen eine Rolle.

 

7.  Sich kleiden

 

Der Bewohner wird soweit erforderlich beim An-/ und Auskleiden unterstützt. Zu beachten sind individuelle Bedürfnisse in Bezug auf die Kleidung. Die bevorzugte Kleidung der Bewohner wird beachtet und die Unabhängigkeit zum Beispiel mit adaptierter Kleidung gefördert.

 

8.  Ruhen und schlafen

 

Unterstützung bei dem individuellen Ruhe-/ und Erholungsbedürfnis. Es soll ein physiologischer Schlaf-Wach-Rhythmus gefördert werden. Hilfe bei der Bewältigung von Schlafstörungen wird gewährleistet. Es wird die Schlafqualität, die Schlafdauer und Schlafzeit beachtet.

 

9.  Sich beschäftigen

 

In diesen Bereich werden die Tagesgestaltung, sowie Hobbys, Interessen, selbständige Aktivitäten beobachtet. Auch die Möglichkeiten der Anregungen und Unterstützung zur Gestaltung der Zeit sind aufzunehmen.

 

10.  Sich als Mann oder Frau fühlen

 

Dieses AEDL bezieht sich auf ein positives, lebensbejahendes Selbstempfinden der Bewohner sich als „Mann“ oder „Frau“ zu fühlen.

 

Durch den intensiven Kontakt der Pflegenden zum Bewohner kann es zu Konfliktsituationen kommen, die durch den „Verlust der Jugend“ entstehen können. Die Pflegenden begleiten den Bewohner bei Störungen von Nähe und Distanz und akzeptieren die Sexualität des pflegebedürftigen Bewohners.

 

Für die Pflegenden bedeutet dies zum Beispiel, dass das Zimmer der Bewohner nie ohne anzuklopfen betreten wird, Schamgefühle erkannt und respektiert werden.

 

11.  Für eine sichere Umgebung sorgen

 

Die Selbstpflegefähigkeit der Bewohner soll gefördert werden. Der pflegebedürftige Bewohner soll vor Verletzungen und Einschränkungen geschützt werden. In diesem Bereich werden Orientierungshilfen wie zum Beispiel Kalender, Uhr und Zeitungen in die räumliche Ausstattung mit einbezogen. Darüber hinaus ist zum Beispiel eine bestehende Sturzgefahr und die Möglichkeiten „Hilfe herbeizuholen“ mit zu beachten.

 

Für die Pflegenden bedeutet dies, dass depressive, dementiell erkrankte Bewohner Unterstützung bei der Überwindung von Ängsten und Antriebsschwächen erhalten.

 

12.  Soziale Bereiche des Lebens sichern

 

Es geht um die Aufrechterhaltung bestehender und sich entwickelnder Beziehungen. Es wird die größtmögliche Integration des Bewohners angestrebt und die sozialen Beziehungen zu Bekannten, Nachbarn, Lebenspartnern, usw. gefördert. Es gilt, den Bewohner vor Isolation und Deprivation zu schützen.

 

Die Vor- und Nachteile der Gegebenheiten in der vom Bewohner gewünschten Umgebung, wie Ausstattung des Zimmers, Badezimmers, usw. sollen außerdem in diesem Bereich mit berücksichtigt werden.

 

13.  Mit den existentiellen Erfahrungen des Lebens umgehen

 

Zu beachten ist, die Auseinandersetzung mit existentiellen Erfahrungen wie Angst, Isolation, Ungewissheit, Sterben und Tod. Ebenso sind Existenz fördernde Aspekte wie Sicherheit, Hoffnung, Wohlbefinden und Lebensfreude zu betrachten.

 

Auch kulturgebundene Erfahrungen, Weltanschauung, Religionsausübung und lebensgeschichtliche Erfahrungen finden in diesem AEDL Beachtung.

 

Das Pflege-/ Betreuungssystem

Die wichtigste Aufgabe unseres Pflegeteams ist es, eine angstvermeidende, akzeptierende Atmosphäre zu schaffen und Aktivitäten anregende Situationen herzustellen.

 

Durch die Anlehnung an das Pflegesystem der Bezugspflege wird die Kontinuität der Betreuung und Pflege gewährleistet. Darunter verstehen wir die professionelle Beziehungsgestaltung zwischen den Mitarbeitern und den Bewohnern. Jedem Bewohner wird eine Bezugspflegefachkraft zugeordnet. Sie gilt als vorrangiger Ansprechpartner für alle Belange des Bewohners. Ebenso ist die Bezugspflegefachkraft verantwortlich für die Erstellung und Überarbeitung der Pflegeprozessplanung ihres Bewohners.

 

Aufgrund des gesamtheitlichen Wissens und Handelns der Bezugspflegefachkraft wird aktive Sicherheit geleistet.

 

Folgende Tätigkeiten gehören für uns zum Aufgabengebiet der Bezugspflegefachkraft:

 

- Unterstützung des Bewohners

- Hilfe bei der Krankheitsbewältigung

- Erarbeitung und Umsetzung von individuellen Zielen (Pflegeziele, Therapieziele)

- Vermittlung von lebenspraktischen Fähigkeiten

- Unterstützung  bei der Bearbeitung von aktuell anstehenden Problemen

- Umgang mit Frustrationen und Aggressionen

 

Fördernd für die Umsetzung der Bezugspflege sehen wir das in unserer Einrichtung gelebte 2-Schichtensystem der Mitarbeiter, welches bereits unter dem Punkt 4.2 ausführlich beschrieben wurde.

 

 

Die Angehoerigen als Partner

Die Einbeziehung von Angehörigen in die Pflege und die Betreuung wird durch entsprechende Vorgaben aktiv gefördert. Wir legen unseren Schwerpunkt auf die individuelle Betreuung der Familie, da dieser Kontakt zur „Außenwelt“ für die Bewohner wichtig ist.

 

Die Familie wird über den Verlauf der Pflege und die Betreuung der Bewohner regelmäßig informiert. Es werden z. B. Angehörigenabende und Einzelgespräche zur Unterstützung genutzt.

 

Wir

 

wirken unterstützend bei der Kontaktaufnahme und -pflege zu Familienmitgliedern mit.

 

bauen bestehende Vorurteile in Bezug auf die bestehenden Erkrankungen der Bewohner beim Angehörigen ab.

 

überwachen aus dem Hintergrund heraus den Umgang der Persönlichkeiten miteinander und greifen nur im Bedarfsfall regulierend ein.

 

fördern den Umgang mit der Familie des Bewohners indem wir regelmäßig Einladungen zu hausinternen Festen oder Ausflügen aussprechen.